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Die Azoren - neun Inseln im Atlantik mit und ohne Hoch
von Katja Schanz 2014
In den Sommern 2013 und 2014 führte uns die Neugier mitten in den Atlantik. Neun Inseln, auf der Grenze
zwischen Amerikanischer, Eurasischer und Afrikanischer Kontinentalplatte, an einer Stelle, wo warme Äquatorluft auf kalte
Islandluft trifft und nach Osten, nach Europa, gedrückt wird, wollten von uns erkundet werden. Und so nutzten wir 4 Wochen
Urlaub, zig Flieger und ein paar Fähren und machten uns beim Inselhopping ein Bild von dem Ort, in dessen Nähe das
gleichnamige Hoch entsteht.
Logistisch war es günstig, in der Mitte zu beginnen, im "Triangulo" in der Zentralgruppe…
Insel Faial:
Sie wird auch Ilha Azul, die blaue Insel, genannt. Hortensienhecken wohin das Auge blickt! Darüber hinaus gibt es hier eine
imposante Caldeira und einen der attraktivsten und längsten Azorenwanderwege von ihr hinab über 10 "volcanoes" in die 1957
entstandene Mondlandschaft des Vulkangebietes Ponta dos Capelinhos. Sehenswert und einmalig ist darüber hinaus Horta, in der
echte Weltenbummlerathmosphäre aufkommt, denn fast jeder Atlantiküberquerer legt in der Hafenstadt einen Zwischenstopp ein,
lässt sein Boot bestaunen, bemalt die Kaimauer und trinkt ein Bier mit Gleichgesinnten im Peter Café Sport.
Insel Sao Jorge:
Sao Jorge ist einen Katzensprung entfernt, mit der Fähre sowohl von Faial als auch von Pico schnell zu
erreichen und so schön, dass wir 2014 wiederkommen mussten. Einmalig an der Wanderinsel Sao Jorge sind die Fajas,
vorgelagerte flache fruchtbare Küstenebenen, die sich unterhalb der Steilküste um die Insel verteilen. Traumhaft schön
sind die Wanderungen über steile Pfade zu diesen hinab oder von unten hinauf. Ebenso unbeschreiblich ist eine Tour über
den Inselrücken. Wer glaubt, den besten Käse bereits gegessen zu haben, war entweder schon hier oder hat den von Sao Jorge
noch nicht gekostet. Unbedingt probieren!
Insel Pico:
Pico ist die dritte Insel im Triangulo-Bunde, benannt nach dem auf ihr thronenden gleichnamigen höchsten
Berg Portugals. Da dieser 2013 nicht bestiegen werden wollte (das Wetter machte uns einen stürmisch feuchten Strich durch
die Rechnung), kamen wir 2014 wieder und blieben gleich eine ganze Woche. Auf den richtigen Augenblick wartend, nutzten wir
die Zeit zur Erkundung der alten Weindörfer der Zona das Adegas und des Verdelho-Weinanbaugebietes. Wir überquerten das
Planalto da Achada, ein bis auf 1000m ansteigendes Hochland im Osten, gespickt mit zahlreichen Seen und schwarzen Hügeln
aus Lavagestein.
Pico ist aber auch die Insel der Wale. Wurden sie früher gejagt und getötet, werden sie heute studiert, bestaunt und beschützt.
Whalewatchingadresse Nr. 1 ist Lajes do Pico und hier besonders Espaco Talassa, eine Agentur, die mit Meeresbiologen und
Naturschützern Interessierten die Meeressäuger näher bringt. Empfehlenswert ist auch das in Madalena neu eröffnete Museum
von Dr. Malcom Clarke über Pottwale und Tintenfische.
Höhepunkt für Wanderer ist und bleibt natürlich die Picobesteigung. Mit 2351m, die er aus dem Meer herausragt, bestimmt er
das Wetter der Region und somit auch den Zeitpunkt einer lohnenden Gipfeltour. Passt alles zusammen, wird sie unbeschreiblich!
Insel Graciosa:
Graciosa ist, wie der Name vermuten lässt, grazil und lieblich. Nicht ganz so grün und bergig fallen hier
eher Windmühlen ins Auge, die große Caldeira und darin eine Höhle, in die durch einen Vulkanschlot hinabgestiegen werden kann.
Warum die Reise in die Unterwelt der Furna do Enxofre eine Muss-Muss-Tour auf den Azoren ist, konnten wir nicht herausfinden.
Schöner war es auf den drei Höhenzügen und: Ich hab hier den besten Tintenfisch der Welt gegessen!
Insel Terceira:
Für Terceira, die Insel der Kampfstiere und des Stierkampfes, mussten 8 Stunden Zwischenstopp reichen.
Angra do Heroismo, die schönste Stadt im Atlantik, ließen wir schnell links liegen - ungewöhnlich viele Touristen.
Uns zog es trotz Wolken auf die Höhenzüge der Serra do Cume und Serra de Santa Barbara, durch die Caldeira de Guilherme Moniz,
die größte der Azoren in eine weitere Vulkanhöhle, die Algar do Carvao und zufällig auch zu einem Stierkampf auf dem Lande.
Insel Flores:
Flores, die größere der beiden Westgruppeninseln, ist ein Wander- und Blumenparadies, welches man, auch wenn
es hier öfter regnet, nicht wieder verlassen möchte. Auf den Wanderungen erlebten wir, zwischen dichtem Nebel und einer
fantastischen Landschaft eine unbeschreibliche Pflanzenvielfalt und Farbenpracht.
Insel Corvo:
Nach Corvo unternahmen wir einen Tagesausflug mit dem Schnellboot, welches sich ein Duell mit zahlreichen
Delfingruppen lieferte (und verlor). Auf der kleinsten der Azoreninseln fanden wir unsere Lieblingscaldeira.
Insel Santa Maria:
Santa Maria ist die Insel, die aus Träumen geboren wurde. Genau das Gegenteil der Westgruppeninseln,
denn hier ist es deutlich trockener, und es gibt Strände, sodass man nach dem Wandern auch mal Baden gehen kann.
Nirgends sonst auf den Azoren gibt es so rote Wüsten und so gut erhaltene Versteinerungen.
Insel Sao Miguel:
Sao Miguel ist die größte der Azoreninseln und behauptet, die Charaktere der anderen 8 Inseln auf sich
vereinen zu können. Fakt ist, dass man auch hier bleiben und 2 Wochen super abwechslungsreichen Urlaub machen kann.
Uns persönlich hätte die Insel noch besser gefallen, wenn sie mehr eine Azoreninsel im Sinne von Ursprünglichkeit geblieben wäre.
Und alle diejenigen, die, wie wir, eben diese Ursprünglichkeit suchen und Ruhe finden wollen, sollten entweder gleich
weiterfliegen oder in der Nebensaison herkommen. Dennoch hat es uns auch auf Sao Miguel gefallen! Ananasplantagen,
Töpferhandwerk und die einzige Teeplantage Europas Cha Gorreana - damit begann der Weg über die Insel. In den fünf Tagen
umrundeten wir den Sete Cidades, wanderten durch das Tal des Ribeira da Praia zum Lagoa do Fogo, erkundeten das Tal von
Furnas und entspannten im Terra-Nosta-Park, einer der schönsten Parkanlagen der Azoren mit tausenden Pflanzen aus aller Welt
und mitten drin ein mollig warmes Schwimmbecken. Wir entdeckten inmitten der Serra de Aqua de Pau Lombadas in einer
einzigartig zerfurchten Landschaft und direkt hinterm Flughafen die verlassene Faja Rocha da Relva.
Resumee: Wir kommen wieder, denn es gibt noch so unendlich viel zu entdecken. Und es ist sooo schön hier!
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