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Klettersteigtouren im Wetterstein- und Karwendelgebirge - Zugspitze 2962 m

von Dieter Quast 2010



An der Höllentalangerhütte vor dem Aufstieg auf die Zugspitze

Mitte Juli waren die Bergfreunde Carola, Birgit, Danny, Dieter, Herbert, Jürgen, Lutz und Manfred (Alter: 25 bis 76 Jahre) eine Woche im Wetterstein- und Karwendelgebirge auf Klettersteigen unterwegs.

In Hammersbach gab es Probleme beim Parken der Autos. Der Parkplatz war völlig überfüllt und man musste warten, bis jemand wegfuhr. Außerdem schluckte die Parkuhr nur Münzen. Nur mühsam bekamen wir am Sonntag Nachmittag 11 Euro in Münzen zusammen.

Der Aufstieg durch die eindrucksvolle Höllentalklamm zur Höllentalangerhütte auf 1379 m, wo wir zuerst übernachten wollten, war ein "feuchtes Vergnügen", da es am Vortag stark geregnet hatte.


Unterer Klettersteig zur Zugspitze

1.Tag:
Ausgeruht ging es am nächsten Tag auf dem mittelschweren Höllental-Klettersteig in Richtung Zugspitze. Diese Klassikerroute zählt zu den schönsten aber auch schwersten Bergtouren, die man in Deutschland unternehmen kann. Wir mussten 1583 m Höhenunterschied von der Höllentalangerhütte bis zum Gipfel der Zugspitze überwinden. Ausaperung am Gletscher

Bis zum Gletscher Höllentalferner auf 2300 m fand die Gruppe "normale" Weg- und Klettersteigverhältnisse vor. Am Gletscher-abfluss legen wir ein Picknick ein. Der Gletscher selber war sehr glatt und es wären Steigeisen dienlich gewesen. Am Rand zum Felsen war der Überstieg gefährlich. Durch Ausaperung ist eine ca. 1,5 m breite, 8 m tiefe Randkluft entstanden. In der mittigen Schlaufe eines darüber gespannten Seiles gesichert, müssen wir aus dem Stand hinüber springen und uns drüben hochziehen. Sehr froh waren wir, als diese schwierige Stelle nach einer Stunde Wartezeit im "Stau" ohne Unfall geschafft war.

Nun waren noch 512 Höhenmeter eines anstrengenden, aber gut gesicherten Klettersteigs bis zum Gipfel durch dichte Wolken zu bewältigen. Nach acht Stunden Schwerstarbeit glücklich am Gipfelkreuz der Zugspitze angekommen, fallen wir uns mit einem "Berg Heil" in die Arme. Klettersteig zur Zugspitze über den Gletscher Zugspitzgipfel mit Gipfelkreuz

Wir steigen vom Gipfel wenige Meter hinab auf das vom Massentourismus beherrschte Gipfelplateau und nehmen im Münchener Haus eine kurze Brotzeit. Die Fernsicht ist wegen tief hängender Wolken einge-schränkt. Hinab fahren wir mit der überwiegend im Tunnel gelegenen Zugspitz-Zahnradbahn bis Grainau und nach Umsteigen auf die E-Bahn bis zur Talstation der Kreuzeck-Bahn. Die Kreuz-eckbahn bringt uns auf 1650 m hinauf bis zum Kreuzeck.

Nun bleibt uns eine Genuss-Wanderung auf bequemen Wegen mit schönen Fernsichten über das 1750 m hoch gelegene Hupfleitenjoch hinab zur Höllentalangerhütte. Wir ersparen uns damit den 626 m Aufstieg durch die Höllentalklamm. Das war eine schöne aber schwere Tour. Wir sind "geschafft".
Jürgen muss wegen geschäftlicher Probleme vorzeitig nach Hause fahren.



2.Tag:
Unsere heutige Tour, die Besteigung der Alpspitze, beginnt 15 Min. lang auf dem gestrigen Abstiegsweg. Dann biegen wir nach rechts in den steilen Rinderweg ein. In Serpentinen steigen wir auf 2050 m hoch bis zum Höllentor, legen ein Picknick ein und erfreuen uns am tiefblauen Frühlings-Enzian. Klettersteig Alpspitzferrata

100 m weiter verlassen wir den Nordwand-Steig und klettern auf der Alpspitz-Ferrata-Route über mehrere Leitern hinauf zur breiten Stoarösl-Scharte. Über Rinnen und leichteres Schrofengelände in der breiten Nordflanke geht es - zusehends steiler werdend - auf den NW-Grat und von dort über den letzten Gipfelschwung zum Gipfelkreuz der Alpspitze auf 2628 m.

Gipfelkreuz Alpspitze Beim Picknick auf dem Alpspitzgipfel genießen wir die großartige Aussicht auf die Zugspitze, das Wettersteingebirge und nach Garmisch Partenkirchen.

Für den Abstieg haben wir als Überquerung die Route durch das Mathaisenkar gewählt. Nun folgt ein langer schwieriger Abstieg, zunächst auf dem SW-Grat der Alpspitze bis zur Grieskarscharte. Danach folgt westwärts der Klettersteig ins Mathaisenkar.

Zugspitze von der Alpspitze aus gesehen Einer steilen Rinne folgen geneigte Platten am Fuße einer Steilstufe. Die Sicherungen sind sehr lückenhaft. Wir folgen den Steigspuren über brüchiges Gelände am Felsfuß hinab und nochmals hinauf über einen schmalen Grat. Im Schotter des Kares steigen bzw. rutschen wir hinab, setzen uns auch mal auf den Hintern, füllen unsere Wasserflaschen mit Schnee-schmelzwasser wieder auf und legen schließ-lich am Ende des Kares eine ausgiebige Rast ein.

Auf 1600 m erreichen wir einen deutlichen, durch die Latschen, später durch Mischwald führenden Pfad, der eher als leichter Klettersteig bezeichnet werden sollte. Erst kurz vor unserer Hütte wird daraus ein Wanderweg. Gegen 19:30 Uhr treffen wir in der Höllentalangerhütte ein.
Der Abstieg hat uns weit mehr Kraft gekostet als der Aufstieg.



3.Tag:
Danny mit seinem Maskottchen Wir steigen von der Höllentalangerhütte ab nach Hammersbach.
Während Danny durch die Klamm läuft, steigen wir den längeren Stangensteig ab. Dieser führt zunächst östlich der Klamm entlang und über eine kleine Brücke in 73 m Höhe über die Klamm hinweg zur Westseite. Unterhalb der Klamm sind wir wieder auf dem Klammweg.

Danny beendet die Klettertour, weil er Probleme mit einer Operationsnarbe am Fuß sowie mit diversen Scheuerblasen an den Füßen hat. Wir fahren nach Mittenwald/Isar und parken unsere Autos auf einem an der B 2 gelegenen Parkplatz für Besucher der Brunnsteinhütte, ~980 m. Hier verab-schiedet sich Carola, weil sie Belegarbeiten anfertigen muss. Mit dem Fahrrad fährt sie nach ihrem Studienort Innsbruck.

Wir sortieren unser Gepäck und steigen 2 ½ Std. im Karwendelgebirge durch Hochwald den Wanderweg hinauf zur Brunnsteinhütte auf 1560 m. Dort angekommen richten wir uns in unserem zugewiesenen Matratzenlager ein.
Wegen einem aufziehenden Gewitter müssen wir eine kleine Wanderung in Hüttennähe abbrechen.



4.Tag:
Wir steigen den Heinrich-Noe-Klettersteig über die obere Sulzeklamm hinweg auf 2266 m zum Gatterl, einem Sattel mit Grashang im Mittenwalder Klettersteig. Dieser folgt dem Gratverlauf in südlicher Richtung auf der Grenzlinie zwischen Deutschland und Österreich. Unterwegs sehen wir eine größere Gemsenherde mit vielen Jungtieren. Gemsenherde beim Mittenwalder Klettersteig Auf dem Mittenwalder Klettersteig

Nach kurzem Picknick steigen wir über Leitern zur südlichen Linderspitze auf 2305 m, hinab zum "Gamsangerl", über die Sulzeklammspitze 2321 m, zur Kirchlespitze 2301 m und hinab zum Brunnsteinanger 2082 m. Von hier führt der Abstieg zunächst durch eine Schotterrinne, später als Serpentinenweg durch den Latschengürtel in 1 Std. hinab zur Brunnsteinhütte.

Das war ein leichter, gut gesicherter Klettersteig in hochalpiner Szenerie, bei dem die luftigsten Passagen mit festen Leitern, Steigklammern und einigen kurzen luftigen Holzstegen überwunden werden. Die genussvolle Übersteigung auf dem Grat zwischen dem Eng- und dem Isartal bietet herrliche Weitblicke ostwärts auf das übrige Karwendel, westwärts auf Wetterstein, Ferchensee und Lautersee, während vom Süden die schneebedeckten Gipfel der Zentralalpen herüberschimmern. Picknick auf dem Mittenwalder Klettersteig

Die beabsichtigte Weiterfahrt ins Seefelder Gebiet verschieben wir auf morgen, weil wir heute die Bergbahnen dorthin nicht mehr erreichen würden.
Abends kommen Gewitter auf und setzen sich in der Nacht fort. Der Internet-Wetterbericht kündigt für Freitag/Sonnabend ergiebige Niederschläge, Sturm und Temperatursturz auf +2° C an, verbunden mit einer Unwetterwarnung.


5.Tag:
Es regnet stark. Wir brechen unsere Klettertour ab, steigen über nassglatte Kalksteine und glitschige Baumwurzeln zum Parkplatz ab und fahren nach Hause.


Aufstiegs-Höhenmeter
Hammersbach - Höllentalangerhütte 626 m
Höllentalangerhütte - Zugspitze        1583 m
Kreuzeck - Hupfleitenjoch                     100 m
Höllentalangerhütte - Alpspitze         1249 m
B 2 - Brunnsteinhütte                             580 m
Brunnsteinhütte - Mittenw. Kletterst. 815 m
                                             Insgesamt: 4953 m


Resumee
Das war ein großartiger Kletterurlaub mit zwei anspruchsvollen Gipfelbesteigungen und einem genussvollen Höhen-Klettersteig. Wir waren kräftemäßig maximal gefordert und sind nicht unbedingt traurig, das Seefelder Klettergebiet aufgegeben zu haben.