Klettersteigtouren in den Dolomiten - Marmolada 3342 m
von Herbert Buchholz 2008
Die Bergfreunde Birgit, Christel, Dieter, Helmut, Herbert, Julius, Jürgen, Lutz
und Manfred begannen am 27.07.2008 eine 8-tägige Klettersteigtour in den Dolomiten.
1.Tag = Anfahrtstag: Ziel war das Grödnertal, wo wir im Sellajochhaus
auf 2153 m Höhe übernachteten. Die Lage des Sellajochhauses war als Ausgangspunkt für die Besteigung
von fünf in der Nähe liegenden Bergen und zur Höhenaklimatisierung gut geeignet. Mit einer kleinen Wanderung
zum Fuß des Langkofels ging der erste Tag zu Ende.
2.Tag: Als Eingehtour wählten wir die Besteigung des Piz Boé,
den mit 3152 m höchsten Gipfel des Sellamassivs. Wir fuhren bis zum Pass Pordoi und von dort mit der Seilbahn
zum Sass Pordoi auf 2952 m. Bis zur Bamberger Hütte (Rifugio Boé) führt ein Weg mit nur geringem Höhenunterschied.
Die Kulisse des fast vegetationslosen Sellaplateaus hinterließ einen tiefen Eindruck. So ähnlich könnte man sich die
Mondoberfläche vorstellen. Von Norden her stiegen wir dann zum Piz Boi auf. Diese Route hat den Vorteil, dass man nur
wenigen Leuten begegnet. Der Gipfel bietet eine herrliche Rundumsicht auf den nördlichen Teil der Dolomiten.
Abgestiegen sind wir dann auf der Südseite bis zum Pass Pordoi und begegneten dabei am Anfang sehr vielen Gipfelstürmern.
3.Tag:
Am nächsten Tag ging es über den Oskar-Schuster-Steig auf den 2964 m hohen Plattkofel. Vom Sellajochhaus fuhren wir mit
dem Gondellift auf die 2679 m hohe Langkofelscharte und gingen im Langkofelkar 427 Höhenmeter abwärts zur Langkofelhütte.
Von dort kommt man über den Plattkofelkar zum Einstieg des Klettersteiges.
Es wurden Klettergurte angelegt und zum Schutz gegen Steinschlag Schutzhelme aufgesetzt. Die Aufstiegsroute führt über
einen 400 m langer Klettersteig, der gute Kondition und volle Konzentration verlangt. Die Kletterer waren bei dem Aufstieg
von den bizarren Felstürmen des Langkofel-Plattkofel-Bergmassivs sehr beeindruckt und genossen auf dem Gipfel die
herrliche Aussicht auf die umliegenden Berge und Täler der Dolomiten. Abgestiegen wurde südwestlich bis zur Plattkofelhütte.
Über den gemütlichen Friedrich-August-Weg kamen wir wieder zurück zu unserem Quartier, dem Sellajochhaus.
4.Tag:
Ein besonderes Erlebnis war am nächsten Tag die Bewältigung des Pisciadu-Klettersteiges. Ausgangspunkt ist ein Parkplatz
unterhalb des Grödner Jochs. Dieser anspruchsvolle Klettersteig geht 400 m senkrecht in die Höhe und ist bei Bergfreunden
sehr beliebt. Er wird stark begangen, was zu Wartezeiten beim Klettern führt.
Am Ende geht man in schwindelerregender Höhe
über eine Hängebrücke und gelangt zu der Pisciaduhütte (2585m), die an dem gleichnamigen schönen See liegt.
Einige Bergfreunde stiegen noch auf den Gipfel des 2985m hohen Pisciadu und genossen dort die herrliche Ausssicht.
Abgestiegen sind wir über das Kar zum Grödner Joch.
5.Tag:
Der Höhepunkt der Dolomitentour war aber die Besteigung der 3342 m hohen Marmolada.
Die Marmolada hat in den Dolomiten den höchste Gipfel und einen Gletscher. Früh ging es vom Fedai-Stausee mit einer
Steh-Seilbahn auf 2650 m. Über einen bereits 1903 eingerichteten Klettersteig gelangten wir zum Gipfel.
Dieser Klettersteig wurde 1918 leider auch von Soldaten für Kriegshandlungen benutzt, da damals hier die Grenze zwischen
Österreich und Italien verlief. Nach einer Stärkung auf dem Gipfel stiegen wir über den Gletscher wieder ab. Mit an den
Schuhen befestigten Steigeisen und mit einem Seil als Seilschaft gesichert, ging es an Gletscherspalten entlang wieder abwärts.
Hinter uns lag ein ereignisreicher Tag mit vielen starken Eindrücken.
6.Tag:
Die Besteigung des 3025 m hohen Sass Rigais in der Geislergruppe bildete den Abschluss der Klettersteigtour.
Diesen schönen Berg bestieg Reinhold Messner bereits im Alter von 5 Jahren. Von St. Christina fuhren wir mit der Seilbahn
zum Col Raiser bis auf 2125 m.
Ein bequemer Wanderweg führt von dort bis in die Scharte zwischen Sass Rigais und Furchetta.
Hier begann der Klettersteig. Vor uns stiegen drei Familien als Seilschaften zusammen mit ihren Kindern auf. Gut gesichert
waren die Kinder auch bald auf dem Gipfel angelangt und strahlten vor Stolz.
Auf dem stark zerklüfteten Gipfel konnten wir
nicht lange bleiben, da sich in etwa 5 km Entfernung ein heftiges Gewitter bildete. Wir stiegen über den Südwestkletterstieg
eilig ab. Rechtzeitig vor dem Einsetzen des Gewitterregens erreichten wir jedoch die Regensburger Hütte und nahmen dort
genüsslich eine Brotzeit ein.
7.Tag:
Den letzten Tag nutzten wir für eine gemütliche Rundwanderung ohne Kletterausrüstung. Vom Grödner Joch ging es auf dem
Edelweißweg Richtung Colfuschg hoch zum Chiampai Joch. Weiter ging es über die Crespeina Hochfläche, dem Crespeina und
Cir Joch zurück zum Grödner Joch. Besonders der letzte Teil des Rundweges, wo es eine bizarre Gebirgswelt zu bestaunen gab,
war sehr beeindruckend.
8.Tag = Heimfahrtstag
Eine sehr schöne, aber anstrengende Woche in den Dolomiten, den Edelsteinen der Alpen, ging leider zu Ende.
In den 8 Tagen gab es an fast jedem Nachmittag Gewitter, die bis in die Nacht dauerten. Durch zeitiges Beginnen der Touren
bekamen wir mit den Gewittern keine Probleme. Dank der fachgerechten Anleitung durch unseren Tourenleiter Helmut Hofmann
und den konsequent angewendeten Sicherheitsausrüstungen hatte sich keiner von uns ernsthaft verletzt.
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