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Canada - Trekking-Tour bis 2700 m
von Dieter Soltau 2002
Eine Reise von 31 Tagen - Hinreise-, Abreise- und Rückreisetag abgezogen, also effektiv 28 Tage -
die voll von Unternehmungen und Erlebnissen waren. Würde man alle ausgefüllten Tage beschreiben, so würde ein ganzes
Heft notwendig sein. Im Folgenden ist daher nur einer der besonderen Tagesausflüge beschrieben. Das Ziel ist der Yoho
National Park in der Provinz British Colombia, die Provinz hat auf dem Autokennzeichen den Zusatz hat "Beautiful Country".
Der Park liegt westlich des größeren Banff N.P. Von Lake Louse Village gelangt
man über den Kicking Horse Paß in dieses Gebiet. Die Wanderung ausgehend vom Lake O`Hara zum Lake
MacArther soll beschrieben werden als ein Beispiel vieler Touren unseres Urlaubs - 4 Wochen Canada 2002.
Obwohl zu Hause geplant, hatten wir Lake O`Hara "abgeschrieben", da die Fahrt
nur mit Bus erlaubt ist und man etliche Tage vorher sich anmelden muß. In einem abendlichen Gespräch
zweier Touristen im Whisky Jack Hostel, welches sich um Lake O`Hara handelte, mischte ich mich vorsichtig
ein und erfuhr so, wie man dorthin gelangt ohne Anmeldung. Da wir am besagtem Parkplatz aber Nummer ca. 8
waren und nur 4-5 Personen operativ mitgenommen werden, machten wir uns auf Schusters Rappen und gelangten
in beachtlich kurzer Zeit an den See. Im Visitor Centre Le Relais holten wir uns eine kostenlose Wanderkarte
für das Areal.
Unsere Wanderung führte zunächst zur Elizabeth Parker Hut, einer Hütte des ACC, wo zwei
Männer außerhalb der Hütte bei handwerklichen Arbeiten beschäftigt waren. Als Mitglied des DAV hatte ich in
meinem Sinn kameradschaftliche Gedanken, vielleicht ein paar andere auch im Hinterkopf, denn so ganz weit weg
war der Gedanke einer Gipfelbesteigung des in der Nähe befindlichen 2693 m hohen Mount Schäffer nicht.
Die Erstbesteigung war 1909. Nicht selten habe ich im Urlaub mit meiner Frau, wenn in der Nähe ein moderater
Gipfel greifbar war, meinen Adrenalinspiegel laufen lassen. Also führte ich ein Gespräch in der Weise, dass wir
auf den Gipfel wollten, aber keine richtige Karte außer der aus dem Visitor Centre haben. Das Ergebnis war die
freundliche Übergabe der Karte, von der oben ein Ausschnitt zu sehen ist. Der Weg führte zunächst zum Schäffer
Lake, ca. 2100 m hoch.
Sie (Mary) war nicht ein gewöhnlicher Tourist in den Rocky Mountains. Sie war die
erste nicht-heimatgeborene Frau, die viel durch Banff und Jasper N.P. wanderte. Sie war auch Künstlerin,
Photographin und Reiseschriftstellerin. Mit ihrem ersten Mann, der sehr früh starb, und dann mit ihrem
Begleiter, den sie 1915 heiratete, durchquerte sie Jahr für Jahr die Täler und Schluchten. Ihre Liebe zu
den Rocky Mountains, ihre Wanderungen und Beschreibungen wurden geehrt durch den Namen des Peaks nahe
Lake MacArther.
Nun wieder zu uns, es ging bergan, so um 11:30 Uhr erreichten wir den 2265 m hohen MacArther Lake,
der in herrlich azurblauer Farbe vor uns lag. Rings herum die Gipfel, einschließlich eines exponierten Passes.
Goethe hätte gesagt: hier bin ich Mensch, hier darf ich`s sein.
Nach einer Rast oberhalb des Sees in ca. 2700 m Höhe von einer guten Stunde machten
wir uns auf den Rückweg, der ausgehend vom Schäffer Lake rechts abzweigen und hinauf auf über 2500 Meter
führen sollte. Der Weg war nicht als Trail, sondern als Route gekennzeichnet. Wir erfuhren später, dass
diese Bezeichnung für besonders exponierte Stege gilt.
Schweißtreibend und durstig gelangten wir auf die höchste Stelle, hatten eine wunderbare Aussicht, aber der
eisige Wind trieb uns eine Stunde hinab, um eine zweite Mittagpause einzulegen. Aber auch von hier konnten wir
auf die Bergwelt schauen und sie genießen. Die Gedanken gingen auch hinüber zum Abbot Paß, von wo man den Mount
Victoria, 3462 m und den Mount Lefroy, 3436 m besteigen kann. Diese Höhe hört sich in den europäischen Alpen
moderat an, ist aber hier weit über den Großglockner, 3798 m einzuschätzen.
Da die Rückfahrt unbedingt mit Shuttle-Bus gemacht werden sollte, hielten wir uns nicht zu lange auf
und machten uns auf den Abstieg. Über Serpentinen ging es hinunter zum Lake O`Hara, wo noch Zeit für eine
Trinkpause und zum Schauen auf den See war. Auch am Visitor Centre war noch Zeit, bis der Bus uns zum Parkplatz,
wo unser Auto stand, fuhr. Hier in der Nähe war lange Zeit eine Haltestelle der CPR (Canadian Pacific Railway).
Zur Ergänzung: Der Bau der CPR wurde unter Mithilfe schweizerischer Bergführer gebaut. Von schweizerischen
Bergführern, die bei der CPR angestellt waren, wurde 1923 auch die Abbot Hut in der Senke zwischen Mount Victoria
und Mount Lefroy gebaut. Der Name Abbot ist zum Gedenken an Abbot gewählt worden, der bei dem Versuch 1896 den Mount
Lefroy zu besteigen, tödlich verunglückt ist.
Im Quartier des Hostel haben wir, wie nahezu jedes Mal, wenn der Tag gelungen war, Geschenke zu uns genommen.
Das heißt, wir genossen vor der Schlafruhe eine Dose canadisches Bier (manchmal 2).
Wir waren während unserer Wanderungen häufig in Bear Country. Nach der Literatur greifen die
Bären nur an, wenn sie sich bedroht fühlen bzw. andere Tiere oder Menschen in die Nähe kommen, besonders wenn
Jungtiere dabei sind. Bilder mit aufgerichteten Bären als Reißer entstehen nur, wenn leichtsinnige Menschen wegen
solcher Bilder zu nahe kommen, denn die Bären sind kurzsichtig.
Dieses Bild zeigt den Trail in dem Gebiet, wo vor Jahren ein Campground war, der aus
Naturschutzgründen aufgelöst wurde. Nach einer Wanderkarte soll man durch die Pfützen gehen, um den Trail nicht
zu verlassen und die angrenzende Natur nicht zu beschädigen! Nicht mehr weit ist der 2265 m hohe Lake MacArther,
benannt nach einem Engländer, der als erster topographische Vermessungen machte. Das menschliche Auge sieht die
Farben natürlicher als ein Photoapparat.
Nun wieder zu uns, es ging bergan. So um 11:30 Uhr erreichten wir den 2265 m hoch gelegenen
Lake MacArther, der in herrlicher azurblauer Farbe vor uns lag. Ein paar Schritte neben unserem Picknickplatz
bestaunen wir die Berge oberhalb des Lake MacArther. Über diese Bergkette führt bei 2609 m der Biddle Paß.
Auf dem Rückweg in Richtung Nordosten zum Lake O`Hara sehen wir den Abbot Paß. Über diesen Paß könnte man bei
guter Kondition und entsprechender Ausrüstung zum Lake Louse gelangen.
Wir schauen nach Südwesten hinunter auf die alpinen Seen, die ihren Namen von dem Forscher Allen nach indianischem
Ursprungsnamen erhalten haben.
Reisebeschreibungen und Prospekte canadischen Ursprungs mangeln nicht an Übertreibungen, doch es ist wirklich eine
herrliche Gebirgslandschaft. Die beeindruckenden Naturschönheiten der canadischen Rocky Mountains sollte man für
kommende Generationen erhalten. Es ist ein Geschenk, dieses Areal gesehen zu haben.
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