Besteigung des Mont Blanc 4807 m
von Detlef Hummel 2002
Schon letztes Jahr wollten wir auf den Mont Blanc. Wir:
Uwe Glauch aus Wurzen, Ehrenfried Seliger aus Heidelberg und Detlef Hummel aus Nordhausen.
Das schlechte Wetter hatte uns zur Umkehr gezwungen.
Und so reisten wir dieses Jahr vom 3. - 20. August wieder nach Chamonix.
Wir wollten den "Hügel" bezwingen. So nannten wir den "Weißen Riesen"
(Blanc = weiß), um ihn etwas kleiner zu machen.
Über die Schweiz nach Südfrankreich zu reisen hatte für uns den Vorteil,
auf einem schweizer Autobahnparkplatz kostenlos übernachten zu können. Man darf 20 Stunden
auf dem Parkplatz bleiben. Die sauberen sanitären Anlagen, das Trinkwasser und die überdachten
Sitzgelegenheiten eigneten sich hervorragend zum Übernachten im Freien.
Über Les Chatelard reisten wir vormittags in Frankreich ein.
Am Tage und in Ruhe den richtigen Zeltplatz aussuchen zu können, lohnt sich immer.
Wir fuhren auf der 506 bis Chamonix Mont-Blanc, weiter auf der 205 bis zur Abfahrt
Les Bossons und von dort in Richtung Les Houches. In die Straße zum Zeltplatz
"Camping des Verneys" muß man noch vor Les Houches links abbiegen. Dort stehen mehrere
Campingplätze unterschiedlicher Preis- und Serviceklasse zur Auswahl. Alle liegen am
Fuße des "Glacier des Bossons" und bieten einen phantastischen Blick zum Mont Blanc.
Den kann man aber nur genießen, wenn das Wetter den Blick zulässt.
Wir hatten aber vom 4. - 11. August in Südfrankreich das Wetter, das eine Woche später in
Deutschland die Flutkatastrophe verursachte.
Deshalb wählten wir zunächst eine kulturelle
Alternative: Durch den Mont-Blanc Tunnel nach Norditalien. Die Tunneldurchfahrt kostete pro
Auto 35,- € und Nerven für mindestens drei Stunden Wartezeit in beide Richtungen.
Wir suchten im Aosta-Tal Zeichen der Waldenser (italienisch: Valdesi).
In der Stadt Aosta fanden wir tatsächlich eine Kirche und Säule mit Zeichen und Aufschriften
der Waldenser. Die Waldenser waren eine christliche Minderheit, die im Mittelalter ihres
Glaubens wegen von den Dominikanern verfolgt worden waren und sich in den unzugänglichen
Bergtälern Norditaliens verstecken konnten.
Seit der Alpidischen Gebirgsbildung drückt die Afrikanische Platte auf
die Europäische. Durch diese Kraftverhältnisse wurde der Südhang der Alpen in der so genannten
Abbruchzone sehr steil. Schon die Naturgegebenheiten also boten gute Voraussetzungen für die
Waldenser, sich zu verstecken.
Das gute Wetter kam am 12. August. Mit ihm gingen unsere Gedanken wieder zum
Mont Blanc. Wir wählten den leichtesten Aufstieg.
Von Le Fayet mit der Bergbahn "Tramway Du Mont-Blanc" bis Nid D'
Aigle, 2386 Meter hoch. Die erste Bahn fuhr um 7:30 Uhr, Fahrzeit eine reichliche Stunde,
Preis für Hin- und Rückfahrt: 21,- €. Wichtig ist, die Rückfahrt mit zu lösen. Damit erspart
man sich den Streß, nach dem Abstieg noch eine Karte bekommen zu müssen. Die letzte Bahn fuhr
18 Uhr zurück. Vorteile der Bergbahn: Gute Parkmöglichkeiten in Le Fayet, man kommt mit Sicherheit
mit und hat einen Sitzplatz. Zusteiger gehen immer das Risiko ein, dass die Bahn überfüllt ist und
gar nicht erst anhält.
Der Weg bis zur Hütte "Tete Rousse", 3200 Meter hoch, dauerte 2 Stunden.
Die Hütte war bewirtschaftet und nicht überfüllt. Die meisten ziehen durch und machen hier
keine Pause. Der Aufstieg zur berühmten "Aig Du Gouter" - Hütte, 3800 Meter hoch, ist als
Klettersteig ausgezeichnet. Nur der Einstieg ist wegen Steinschlags gefährlich. Am besten
die Steigeisen schon vorher ran machen. Je mehr Schnee liegt, desto sicherer geht man diese
Stelle. Ansonsten ist der Aufstieg gut gesichert. Bei Schnee, wenn die Steigeisen nötig bleiben,
wird's etwas beschwerlicher. Den hatten wir dieses Jahr und waren oben richtig schön kaputt.
Der unbeschreiblich schöne Sonnenuntergang entschädigte für alles.
Besonderheiten zur "Aig Du Gouter" - Hütte: Sie ist immer überfüllt.
Ich saß nachts auf einem Hocker. Keiner konnte schlafen. Buchen lohnt sich, weil der
Übernachtungspreis den deutschen Hütten entspricht und mit DAV-Ausweis halbiert wird.
Essen ist teuer. Für eine Nacht mit Essen muß man 50,- € einplanen.
Zelten ist möglich und kostenlos. Phantastische Atmosphäre: ruhig und
romantisch, dafür hundekalt. Mir war`s zu kalt. Ich hatte allerdings nicht die richtige
Ausrüstung mit. Man muß sich vorher entscheiden und dann konsequent die richtige Ausrüstung
mitschleppen. Zelt und anderes kann man für die letzten 1000 Höhenmeter hier stehen lassen.
Wer einen Tag akklimatisieren und in der Hütte übernachten möchte, sollte
nicht vor 17 Uhr beim Hüttenwart erscheinen, sonst bittet der zum Abstieg.
Die letzte Etappe:
Die Ersten gingen schon um Mitternacht los, wir gegen 2.30 Uhr. Die
Lichterketten der Bergsteiger vor uns waren nicht nur schön, sie wiesen auch den Weg.
Wir latschten also einfach hinterher. Die Vallot-Hütte, 4200 Meter hoch, sollte man nur in
absoluten Notfällen aufsuchen. Sie ist völlig verschlam-pert.
Wichtig: Trinken in Thermoskanne, sonst friert`s ein. Uns fror sogar das Sonnenschutzmittel
ein. Ein zweites Paar Handschuhe mitnehmen.
Über dem "Weißen Riesen" thronte ein blauer Himmel. Wir hatten kaum Wind.
Ohne das ideale Wetter hätten wir den Aufstieg nicht gewagt und wohl auch nicht geschafft.
Auf dem Gipfel waren wir tief beeindruckt über die Schönheit der Natur und stolz, dass wir's
geschafft hatten.
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