Kilimanjaro 5895 m    
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Besteigung des Kilimanjaro 5895 m

von Ulli Schardt 1995



Da sitzt man irgendwo in der Sächsischen Schweiz in einer Boofe, freut sich über die bestiegenen Gipfel des vergangenen Tages und macht Pläne - Bergsteiger machen immer Pläne. Und wieder einmal stellt man fest, dass die Welt ja inzwischen viel größer geworden ist, als wir es uns irgendwann einmal erträumt haben.
Ob es Ota Simm, mein langjähriger Bergfreund aus Böhmen war oder ich - weiß der Geier. "Wie wäre es denn mit Afrika!" Sehr weit weg, sehr heiß und sehr hoch. Natürlich denkt man zuerst an die Nr. l - den Kilimanjaro. Und wenn man sich das nächste mal trifft, ist alles schon viel konkreter - wir fahren zu sechst zu den Bergen Ostafrikas - 2 Thüringer und 4 Freunde aus Böhmen.
Natürlich könnte man sagen - am einfachsten ist es, wir buchen bei einem erfahrenen Reiseveranstalter, wie den Summitclub für 6000 - 7000 DM pro Nase. Aber genau das wollen wir nicht, denn wer seine Reise selbst plant und vorbereitet hat ganz einfach mehr davon.
Also - Unterlagen beschaffen, eine genaue Zeit- und Tourenplanung machen, Visum und Flugkarten besorgen, zusätzliche Ausrüstung, wie z.B. Moskitonetz anschaffen, sich die notwendigen Impfungen verpassen lassen und, und, und.....
Am Freitag, den 13. Januar 1995 war es dann endlich soweit. Via Berlin flogen wir von Amsterdam in 8 Stunden aus dem kalten europäischen Winter non Stop zum Kilimanjaro - Airport nahe Arusha in Tansania. Wenn man einigermaßen preiswert unterwegs sein möchte, muss man die Dinge vor Ort organisieren. Dazu braucht man etwas Zeit, ein paar Sprachkenntnisse und die Begeisterung zum Handeln!
Von Arusha aus fuhren wir mit einem klapprigen VW - Bus zum Mt. Meru, einem erloschenen Vulkan. Als Eingeh- und Akklimatisionsgstour bestiegen wir in 3 Tagen den 4560 m hohen Gipfel, ca. 60 km vom Kilimanjaro entfernt. Um Land und Leute kennen zu lernen, sich mit Landschaft und Klima vertraut zu machen und sich dabei optimal zu akklimatisieren - der Mt. Meru ist die beste Möglichkeit dafür.
Nur ein Ruhetag lag zwischen Mt. Meru und dem "Einstieg" am Kilimanjaro, der 1898 von dem Deutschen Geographen Hans Meyer und dem österreichischen Bergführer Ludwig Purscheller erstbestiegen wurde. Bis zum Gipfel benötigt man 4 Tage, täglich sind ca. tausend Höhenmeter zu überwinden, am Gipfeltag sogar fast 1200m. Übernachtet wird in Hütten.
Beeindruckend am Kilimanjaro ist, dass man beim Aufstieg durch wenigstens 5 Vegetationszonen geht, der tropische Regengürtel ist davon am schönsten. Da der gesamte Grosse Berg Nationalpark ist, sind Bergführer vorgeschrieben. Aus dem Kilimanjaro-Massiv ragen 3 Einzelgipfel heraus, Mawenzi, Shira und Kibo. Ziel der Bergsteiger ist üblicherweise der Kibo mit dem höchsten Punkt des afrikanischen Kontinents - dem Uhuru Peak - zu deutsch Freiheitsspitze.
Bevor man aber auf dem Dach Afrikas steht, ist Härte angesagt. Der Gipfelsturm beginnt nachts um ein Uhr von der 4700 m hoch gelegenen Kibohütte aus. Nach ca. 900 Höhenmetern durch steiles Gelände aus Geröll und Lavaasche erreicht man Gillmanns Point auf dem Kraterrand. Bis zum Uhuru Peak sind es dann nur noch 180 Höhenmeter, aber die haben es in sich. Zu jedem Schritt muss man sich zwingen, um so grösser ist das Glück und die Freude, wenn man oben steht.
Alle 6 Bergsteiger unserer "internationalen" Seilschaft haben es geschafft. Technisch ist der Kibo- Gipfel absolut kein Problem - Seil, Steigeisen und Pickel kann man zu Hause lassen, wenn man die Marangu Route, den Normalweg geht.
Vier Tschechen und zwei Thüringer mit den afrikanischen Bergführern auf dem Uhuru Peak (5895m). Im allgemeinen ist man zum Sonnenaufgang oben, die Gipfelrast bietet einen unvergeßlichen Blick weit nach Tansania und Kenia hinein.
Gut gelaunt und fast beschwingt macht man sich wieder an den Abstieg. Immerhin sind ca. 2000 m bis zur Horombo Hütte abzusteigen. Nach 5 Tagen erreicht man wieder den Ausgangspunkt der Tour, hat insgesamt etwa 4000 Höhenmeter überwunden und ist durch unvergessliche Landschaften vom tropischen Regenwald bis ins ewige Eis des Kibo - Gletschers auf- und abgestiegen.
Anschließend ging es noch für 4 Tage auf Safari. Serengeti, Ngoro Ngoro - Krater und zwei weitere Nationalparks bleiben, genauso wie die Berge Ostafrikas, ewig in Erinnerung.