Erloschener Vulkan El Altar im Sangay-Nationalpark    
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Trakkingtour in Ecuador bis auf 4529 m

von Dieter Quast 2007



In einer 12-köpfigen Gruppe bereisten meine Frau Christa und ich während 3 Wochen im Oktober/November 2007 die ecuadorianischen Anden und das Obere Amazonasbecken. Aus der Vielfalt der Eindrücke werden zwei Erlebnisse ausgewählt.
Schon die Ankunft in der Landeshauptstadt Quito auf 2800 m Meereshöhe bildet einen Teil der Akklimatisation für das Hochgebirge. Systematisch werden immer höhere Regionen bis über 5000 m erwandert.


Eine Höhenstufe war das Gebiet des erloschenen Vulkanes El Altar im Sangay-Nationalpark in den zentralen Kordilleren. Zuvor hatten wir schon unsere Bergstiefel gegen ganz gewöhnliche Gummistiefel ausgewechselt. Mit kleinem Hüttengepäck bringt uns der Bus zum Ausgangspunkt - einer Hazienda auf 3136 m. Bis auf den Tagesrucksack wird unser Zusatzgepäck zum Transport auf Maultiere gebunden.
Unter Führung des Regional-Guides und in Begleitung der Köchin beginnt der Aufstieg zur Berghütte. Doch schon nach ca. 100 m Weg - welch erschreckende Feststellung: vor uns ein tiefgründig aufgeweichter schwarzer Boden mit tief eingedrückten Spuren von Mensch und Tier. Und in diesem Zustand bleibt der Weg - mit wenigen Ausnahmen - bis zur Berghütte.
Hier bewähren sich die Gummistiefel. Wir müssen nur aufpassen, dass sie nicht im zähen Schlamm stecken bleiben. Der Schlamm sieht aus wie Mutterboden, besteht aber aus durchfeuchteter, bis zu 2 m mächtiger Vulkanasche. Zwischendurch queren herabstürzende Wasserabflüsse unseren Weg. Mühsam arbeiten wir uns vorwärts und legen zweimal eine Rast ein. Eine aufmunternde Entschädigung bilden die vielen exotischen Blüten am Wegesrand. Für 8.5 km Wegeslänge bis zu Berghütte auf 3868 m am Talschluss benötigen wir 8,5 Stunden. Beeindruckend liegt der bis 5319 m hohe, zerfurchte Gipfelkranz des Vulkanes mit der Caldera vor uns, deren Wasser über die Gletscherschwelle abfließt.

Am nächsten Morgen steigen wir neben der Gletscherschwelle - teils mit Seilsicherung - auf und sehen auf die grün schimmernde Lagune hinab. Nach Überquerung des mit Wasser gesättigten Hochmoores erreichen wir in 4376 m den Kegel jüngerer Auswürfe in der Caldera und blicken auf die Hanggletscher des Gipfelkranzes. Die Blüten und Kolibris zaubern uns einen botanischen Garten vor.
Am nächsten Tag ist der südliche Kraterrand unser Ziel. Wir steigen zunächst durch die feuchte Graszone bis 4235 m und erklimmen dann mit Seilsicherung ein Steilstück am Fels bis zum Bergsattel auf 4493 m an der Schneegrenze. Bei 4529 m müssen wir unsere Tour abbrechen, weil die folgende verschneite Traverse am Steilhang gegenwärtig zu rutschgefährdet ist.


Am 4. Tag geht es dann wieder zurück - abwärts benötigen wir nur noch 4 ½ Stunden. Der Bus bringt uns zu einem neuen Ziel ins feucht-heiße Klima des Oberen Amazonasbeckens. Den letzten Straßenabschnitt im geländegängigen Jeep, erreichen wir zu Fuß das Regenwald-Camp - hochgestelzte Holz-Bungalows mit Moskitonetzen über den Betten und sanitären Gemeinschaftseinrichtungen aber keinen elektrischen Strom. Es bleibt noch Zeit für ein erfrischendes Bad in der Einmündung eines Nebenflusses und für eine Schlauchfahrt auf 4 zusammengebundenen LKW-Schläuchen im Wildwasser.

Am nächsten Tag brechen wir früh auf zu einer Talwanderung im dichten Regenwald. Das gewundene, zunächst flache Bachbett wird enger. Die Tiefenerosion durch die im Wasser mitgeführten Gerölle nagt das Bachbett immer tiefer aus. Senkrechte Talwände bilden Engtäler als Schlucht und gar als Klamm. Mit viel sportlichem Einsatz und Geschick winden wir uns hindurch. Teilweise müssen wir uns wie beim Kaminklettern abstützen und hochdrücken. Aus den dunklen Klammen kommen uns Schwärme aufgeschreckter Fledermäusen entgegen. Durch manche Engstellen passen unsere Körper nur seitlich hindurch.Doch endlich ist "Licht am Ende des Tunnels" und wir kehren wohlbehalten zurück.

Der darauffolgende Tag setzt die Anforderungen noch etwas höher. Wir klettern wieder entlang einem Bachlauf. An Gesteinen unterschiedlicher Härte bilden sich bei der Erosion Härtestufen heraus, an denen Wasserfälle herabstürzen. Über 4 lange Kaskaden steigen wir gegen den Wasserstrom auf. Anfangs erleichtern hölzerne Aufstiegshilfen das Klettern. An Steilstellen wird ein Sicherungsseil ausgelegt. In den zu durchwatenden Strudellöchern steht das Wasser bis zur Gürtellinie. Wir halten durch, auch wenn es am Körper keinen trockenen Fleck mehr gibt und sind hinterher erfreut und stolz auf die vollbrachte Leistung.