Cerro Fitz Roy 3.406 m    
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Wandern in den argentinischen Anden mit Querung des
"Paso del Quadrado" 1750 m

von Antje Deutschmann und Frank Gorges 1998


Nun zu unserer Reise: Wir hatten 4 Wochen Zeit, einen Flug mit American Airlines von Frankfurt über New York nach Buenos Aires gebucht und flogen am 12.12.1999 ab.


Buenos Aires - die Stadt:

Nach der Ankunft in Buenos Aires tauschten wir am Flugplatz erst einmal Geld, um die Fahrt mit dem Bus in die Innenstadt bezahlen zu können. Wir suchten uns ein kleines Hotel und schliefen uns erst mal richtig aus, da der Tag - Nacht - Rhythmus durch die Zeitverschiebung doch etwas durcheinander geraten war. Allerdings ist im Dezember der Beginn des Hochsommers in Buenos Aires und bei der Hitze empfiehlt es sich, ein Zimmer mit Deckenventilator zu nehmen. Auf der Rückfahrt waren wir dann schlauer.


Unser unentbehrlicher Ratgeber in den täglichen kleinen Dingen war auch wieder mit dabei: der Lonely Planet Reiseführer in der Ausgabe "Argentinien, Uruguay & Paraguay". Wer weiß, ob wir ohne ihn wieder nach Hause gefunden hätten ....


Am nächsten Morgen gönnten wir uns ein Frühstück in einem Straßencafe. Anschließend versuchten wir uns einen Eindruck von dieser riesigen Stadt zu verschaffen. Der Busbahnhof ist absolut beeindruckend. Auf mehreren Etagen befinden sich Geschäfte, Restaurants, Gepäckaufbewahrung, Busgesellschaften. Es galt nun herauszufinden, welches Unternehmen um welche Zeit und zu welchem Preis einer Fahrt zu unserem Wunschziel anbot. Wir entschieden uns für die Firma "El Valle" (Das Tal), weil sie nicht die billigsten, aber auch nicht die teuersten waren und außerdem natürlich da hinfuhren, wo wir hinwollten. Dies war die erste kleine Hürde, die wir noch recht locker nahmen. Spanische Sprachkenntnisse sind nicht unbedingt erforderlich, vieles geht aber einfacher und schneller, wenn man die Landessprache halbwegs beherrscht. Die Informationen über die Nationalparks und einige Wandertips bekamen wir in der Nationalparkverwaltung. Mit der U-Bahn fuhren wird dann noch zum Kartografischen Institut der Armee, wo wir Karten von den Nationalparks Lanin und Los Glaciares besorgen wollten.


Dann ging's los Richtung Süden. Es war ein prima Doppeldeckerbus mit allem Komfort und wir hatten noch dazu zwei Sitze in der ersten Reihe oben rechts. Dort konnten wir gut sehen, zum Beispiel, wie wir Bäume streifen und Autos, die öfter geradewegs unter dem Bus zu verschwinden schienen. Zum Abendbrot bekamen wir wie im Flugzeug warmes Essen und sogar Frühstück mit echtem Kaffee. Wir hatten uns entschlossen, über Nacht nach Neuquen zu fahren, dort zu übernachten und am anderen Tag weiterzufahren nach San Martin de los Andes. Von dort sollte dann die Wanderung losgehen.


Auf in die Anden zum Nationalpark Lanin:


Wir fuhren durch die grünen Weiden der Rinderfarmen und die Obstanbaugebiete, leider eben bei Nacht. Früh am Morgen der erste Halt in Bahia Blanca, dann gings weiter nach Neuquen, wo wir eigentlich übernachten wollten und dann noch den Anschlussbus nach Martin de Los Andes bekamen. Dort trugen wir unsere noch schweren Rucksäcke durch die Stadt zum Zeltplatz und ließen uns in einer Ecke nieder.


Am nächsten Morgen ließen wir unsere kleinen Rucksäcke mit allem, was wir nicht unbedingt brauchten, in der Obhut des Zeltplatzwartes und fuhren in den Nationalpark. Nun wurde es ernst und der Aufstieg in die Berge begann.

Eine Besonderheit waren die ungemein kalten Bäche und Flüsse, die durchwatet werden mussten. Eine wirkliche Herausforderung: Wassertemperatur ca. 10°C. Fußtemperatur ca. 45°C. Die Wanderstöcke erwiesen sich dabei als sehr hilfreich.


Bild links: Rast mit Ausblick auf den Lago Lolog


Der erste, zweite und dritte Tag sind unserer Erfahrung nach immer die schwersten, bis man sich auf die Last des Rucksacks eingestellt hat und er durch die Mahlzeiten auch an Gewicht verliert. Irgendjemand hat mal gesagt, dass man eine Art Hass - Liebe - Verhältnis zum Rucksack entwickelt. Hass auf ihn wegen des Gewichts und der schmerzenden Schultern und Liebe wegen der ganzen schönen Sachen, die man aus ihm abends herausholen kann, Kocher und Schlafsack zum Beispiel. Wir hatten aber auch viel Ablenkung von der Rucksackgeschichte, zum Beispiel die Ausblicke, die Hitze und die elend stechenden, großen Fliegen mit den großen grünen oder roten Augen.

Der weitere Weg führt uns in die heißen und staubigen Hochebenen, die viel Disziplin beim Wandern erfordern: ruhiges und gleichmäßiges Gehen, nicht zuviel, aber ausreichend Trinken, vorbestimmte Pausenzeiten und eine längere Pause zu Mittag im Schatten. Wir bemühten uns stets, möglichst früh am Morgen zu starten und die Kühle auszunutzen, bevor es Mittags wieder heiß wurde.


Die Attraktion des Nationalparks ist unbestritten der Vulkan Lanin, der seinen perfekten Kegel mit ewigem Schnee aber erst spät auf unserem Weg zeigt, zu spät für uns, da wir am fünften Tag wieder am Ausgangspunkt sein mussten, um unser vorbestelltes Taxi zu erwischen. Für den Rückweg vom eigentlich geplanten Ziel unserer Wanderung, dem Fuß des Lanins, hatten wir absolut kein Transportmittel finden können.

Eine weitere Besonderheit in diesem Nationalpark ist der Araukarienwald, einer der wenigen, die es überhaupt auf der Welt gibt. Die Chilenische Araukarie (Andentanne), eine Nadelbaumgattung, hat sogenannte Schuppenblätter und kann bis zu 60 Meter hoch werden. Zweige und Blüten der weiblichen Araukarie haben rundliche Formen, wie im Bild rechts zu sehen ist.


Nach der Rückkehr in die Zivilisation wurden wir daran erinnert, dass wie im Bild links zu sehen, Heiligabend vor der Tür steht.


Die Gletscher Patagoniens:

Am 1. Weihnachtsfeiertag um 5:45 Uhr aufzustehen und das klamme Zelt abzubauen, ist sicher nicht jedermanns Sache, aber der einzige Bus in unsere Richtung fuhr um 6:45 Uhr und wir erreichten ihn, wenn auch etwas knapp. Auf dem Weg nach Bariloche kommen wir über Schotterpisten an vielen Seen vorbei und haben immer wieder die schönsten Ausblicke auf die Berge.

Drei volle Tage und Nächte waren wir nun unterwegs, dabei durchquerten wir den größten Teil von Patagonien von Nord nach Süd mit dem Bus. Der Ausgangspunkt für alle Wanderungen ist El Chalten, das man nicht mit dem Linienbus anfahren kann. Schon am ersten Tag erreichten wir den Zeltplatz am Rio Blanco am Fuße des Fitz Roy, einem der markantesten Berge Patagoniens, der außerdem mit dem Rücken zum patagonischen Inlandeis steht, was für die nächsten Etappen außergewöhnlich schlechtes Wetter verspricht. Das patagonische Wetter zeigt sich aber zum Glück fast von seiner besten Seite und von unserem Zeltplatz aus blicken wir direkt auf den Cerro Fitz Roy, siehe unteres Bild.


Der Berg selbst hält sich noch vornehm zurück. Wir haben hier jeder etwa 20 Fotos gemacht, da sich der Anblick ständig veränderte. Morgens und Abends scheint sich die Wolkendecke aufzulösen und man hat eine Chance, die Gipfel völlig klar vor dem blauen Himmel zu bestaunen, bevor sie sich wieder dem Blick entziehen und in den Wolken verschwinden. Zu dem grünen Hügel im Vordergrund führt ebenfalls ein Pfad, denn dahinter liegt ein weiterer See, die Laguna de los Tres (Der See der Drei), was sich auf die drei Gletscher bezieht, deren Wasser in den See fließt. Dort am Ufer befindet sich das Basislager für die Besteigung des Fitz Roy, wo die Bergsteiger oft monatelang warten, bis sich das erhoffte gute Wetter einstellt.

Geologisch gesehen ist der Fitz Roy einer der Granitstöcke, die im Miozän (vor ca. 18 Mio. Jahren) auf der Rückseite der Anden emporgepresst wurden und die sich bis zum Lago Buenos Aires weit im Süden verfolgen lassen. Mit seinen 3.375 Metern Höhe ragt der Fitz Roy weit aus dem Schutt und dem Vorland der Anden heraus.


Die nächste Tagesetappe führte uns durch das Tal des Rio Blanco zum Zeltplatz "Los Troncos". Der Rio Blanco wird hier ganz feudal mit einer Brücke Bild links , überquert.

Unterwegs kommen wir an den Abfluss des Gletschers "Glaciar de las Piedras Blancas" (Gletscher der Weißen Steine) und sehen unseren ersten Gletscher aus der Nähe.

Die Moräne zu überwinden, verlangt schon ein wenig Geschick mit dem Übergewicht durch den Rucksack. Nach ca. 4 Stunden Gehzeit kamen wir an die Abzweigung zur "Piedra del Fraile" und bogen nach Westen ein, Richtung "Los Troncos".


Wir buchen uns für 2 Nächte auf dem Zeltplatz ein und unternehmen an dem sog. "Ruhetag" eine Tageswanderung zum "Paso del Quadrado", ein 1750 m hoher Übergang zur Westwand des Fitz Roy. Der Aufstieg begann unterhalb der letzten Bäume im Tal und führt ziemlich steil zwischen zwei markanten Bächen nach oben. Nach ca. 2 Stunden Steigzeit wird der Weg etwas flacher und man hat erstmals einen Blick in die Nordwände von Fitz Roy, Aguja Mermoz und Aguja Guillaumet. Wenn man hat, wir hatten jedenfalls nicht. Na gut, daran waren wir inzwischen gewöhnt.

Danach ging es in 2 Tagesetappen auf einem anderen Weg zurück nach El Chalten, wir bogen vor der Laguna Capri ab zur Laguna Torre am Fuß des Cerro Torre, des "eindruckvollsten Berges, den unser Planet zu bieten hat", wie unser Wanderführer schrieb. Dieser hielt sich jedoch den ganzen Tag hinter den Wolken versteckt und wir kennen ihn deshalb auch nur von Bildern, die andere fotografiert haben.