Ortlermassiv    
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Besteigung des Ortlers 3905m

von Werner Müller 1996



Im Jahr 1996 sind Harry und ich mit unseren Frauen für 2 Wochen zum Wandern in Südtirol, die erste Woche in Sulden und die Zweite in Vernagt.

Nach 3 Wandertagen wollten unsere besseren Hälften einen Ruhetag einlegen, was Harry und mir sehr gelegen kam: Der Ortler, höchster Berg Südtirols, war schon zu Hause eingeplant worden. Von Sulden St. Gertraud (1844 m) fahren wir mit der Seilbahn bis zur K 2 - Hütte ( 2330 m), wodurch wir 490 Höhenmeter weniger aufsteigen mußten. Ein sehr schöner Wanderweg führt uns zunächst zur Tabarettahütte ( 2556 m ) und weiter zur Payerhütte ( 3029 m ), die der Ausgangspunkt für den Normalaufstieg auf den Ortler ist.

Wir genießen mit vielen anderen Hüttenbewohnern einen unvergesslichen Sonnenuntergang. Ganz nah scheint die Sonnenkugel zu sein. Die Hütte ist fast vollständig belegt, so dass am nächsten Tag mit Drängelei in den Felspassagen gerechnet werden muss. Wir sind längst nicht die ersten, die morgens aufbrechen. Vor uns suchen schon einige den Grat, der die "Hohe Eisrinne" begrenzt. Der Grat führt in eine Scharte hinab, danach wird in einer steilen Felsformation des Tschierfeks geklettert, immer auf Steinschlag gefasst. Ein kurzer Felsgrat führt zum Gletscherrand.

Anlegen der Steigeisen und Queren des Gletschers bis zum ,Bärenloch, auf festem Firn aufwärts und später links aufwärts zum Lombardi - Biwak. Nach dem Grat am Lombardi - Biwak muss ein stark zerklüfteter Steilaufschwung überwunden werden, in dem eine Brücke überhaupt nicht vertrauenserweckend aussieht. Bald erreichen wir das Obere Ortlerplatt. Eine gut ausgetretene Spur führt uns zu einem Sattel und weiter nach Süden ansteigend zum Gipfel (3905 m), auf dem wir ausgiebig Rast machen.

Leider ziehen immer wieder Wolken auf, die die Sicht stark einschränken. Doch ab und zu wird in südlicher Richtung die Sicht frei zum Monte Zebu und der König - Spitze mit ihrem mächtigen Nordwandgletscher. Westlich von uns ist das Stilfser Joch zu sehen und die in unglaublichen Serpentinen hinaufführende Strasse aus dem Trafoier Tal.

Eine Dreier - Seilschaft kommt gerade aus der Ortler - Ostwand, 1000 m Wandhöhe. Man sieht ihnen die Strapazen an.

Wir steigen auf gleichem Weg zurück zur Payerhütte, wobei es am Grat nach der Gletscherquerung und in den Felsen des Tschierfeks immer wieder Wartezeiten gibt, weil einigen offensichtlich Felserfahrung fehlt. An der Payerhütte werden die zurückgelassenen Sachen mit in die Rucksäcke gepackt und dann kommt das zermürbendste Stück des gesamten Unternehmens, der Abstieg (ohne Seilbahnbenutzung) bis zu unserem Quartier in Sulden (1890 m).

Heute können wir nicht mehr genau sagen, was uns alles weh tat. Auf jeden Fall war die Müdigkeit so groß, dass wir auch im Stehen hätten einschlafen können. Und unsere Frauen waren gut zu uns, der nächste Tag war Ruhetag!